Nicht nur als die Wirtschaftsmacht vom nebenan, sondern auch als diskussionsfreudige Gemeinschaft hat sich das Nienburger Handwerk auf seinem Sommerfest präsentiert. Unter den zahlreichen Teilnehmenden im Garten des „Vier Jahreszeiten“ waren erstmals auch Mitglieder und Verantwortliche des MMC.
Die Herausforderungen für das Handwerk sind nach wie vor groß: Energiepolitik, überbordende Bürokratie, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. In kleinen, wechselnden Gruppen diskutieren rund 80 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Berufsschule und Verwaltung. Darunter sind auffällig viele jüngere Handwerksmeister- und meisterinnen. Diese will Kreishandwerksmeister Knut Brüggemann gemeinsam mit dem MMC auch für eine ehrenamtliche Tätigkeit im Handwerk begeistern: „Die Generation, auf die wir hier scharf sind, haben eine ganz andere Work-Life-Balance, die legen viel mehr Wert auf Familie, da muss man gucken, haben die Bock, um 17 Uhr für vier Stunden irgendwo hinzugehen.“
Großes Thema: Die 4-Tage Woche
Kein Wunder also, dass an diesem Abend an den Tischen auch viel über die Viertagewoche diskutiert wird. Ein Thema, das Nienburgs Kreishandwerksmeister ein wenig Sorge bereitet, „weil wir die zum Teil gar nicht umsetzen können. Viele aus unserer Gegend fahren auf Baustellen nach Hannover. Das bedeutet zwangsläufig eine Menge Fahrzeiten. Das haut mit einer 4-Tage-Woche häufig nicht hin. Aber die Ansprüche von Mitarbeitern sind da.“
Daneben gibt es auch Betriebe, die aktuell nicht ganz so viel zu tun haben: „Das betrifft diejenigen, die im Einfamilienhaus unterwegs sind“, erklärt Brüggemann. „Da muss man auch beruhigend einwirken und sagen, das wird schon wieder.“
Prominente Gesprächspartner
Viele nutzen den Abend, um ihre Anliegen direkt mit den anwesenden Bundes- oder Landespolitikern, Karsten Heineking, dem Vizepräsidenten der Handwerkskammer Hannover oder Landrat Detlev Kohlmeier zu besprechen. „Wir kämpfen da an der gleichen Front, es muss hier ja lebenswert sein“, betont Knut Brüggemann. „Wir sind hier in einer relativ strukturschwachen Gegend, da muss man schon mal gucken, dass man die Vorteile, die man hat, auch rauskehrt, für sich selbst, für die Mitarbeiter und für künftige Mitarbeiter.“
MMC und KH ziehen an einem Strang
Kräftebündeln – gemeinsam noch mehr meistern: In Brüggemanns Augen spricht das auch für die Zusammenarbeit mit dem MeisterMeisterinnenclub der Handwerkskammer Hannover. MMC und Kreishandwerkerschaft schenken zudem Meistern und Meisterinnen an diesem Abend die Mitgliedschaft im ersten Jahr, 13 treten sofort ein. „Es ist uns wirklich gelungen mit dem MMC ein paar junge Leute mit Potenzial fürs Ehrenamt heute herzulocken“, freut sich der Kreishandwerksmeister und ist ganz zuversichtlich: „Die Gemeinschaft ist da, die Hilfe und das Miteinander auch. Das Viertage-Woche-Thema werden wir nicht lösen, zumindest nicht bei den Gewerken, die im Hellen arbeiten müssen. Aber alles andere schon.“